Also, als jemand der auf dem Gebiet der Elektrotechnik beruflich doch ziemlich vorbelastet ist, und sich eingehend mit der Materie von Solaranlagen beschäftigt hat möchte ich mal folgendes sagen.
Klar, Photovoltaikanlagen bringen ein paar bestimmte Gefahren mit sich, die für Unwissende ziemlich undurchsichtig sind. Mit dem Strom ist das halt immer so eine Sache. Man sollte aus dem Thema aber nun auch nicht so einen Aufriss machen. Ein Haus kontrolliert abbrennen zu lassen, nur weil da ein paar Panels auf dem Dach liegen und ein paar Leitungen durchs Haus gehen, halte ich für absolut unsinnig.
Die Gefahren die von einer Solaranlage ausgehen sind weitaus kleiner als viele andere Gefahren, mit denen wir täglich zu tun haben. Da mache ich mir über andere Sachen viel mehr Sorgen und Gedanken. So eine popelige Solaranlage: Wo seht ihr denn da klare Gefahren?
-Leitungen führen ständig Spannung: Richtig, das tun alle anderen Kabel und Leitungen in jedem Haus, in jeder Anlage auch. Da hacken wir auch nicht drauf rum oder fassen irgendwas an, wo wir nichts dran zu suchen haben. Sind Leitungen unversehrt und unbeschädigt --> Gefahr gegen 0
-Gefahr von Stromschlägen: Da kann ich so gut wie jedem die Angst nehmen. Eine blanke Leitung einer Solaranlage kannst du THEORETISCH problemlos anfassen, trotzdem lässt man das nach. Einpolig berühren, bei einer Solaranlage kein Problem, Zweipolig sollte man das allerdings lassen. Du hast im Normalbetrieb keine Spannung gegen Erde. Dies führt auch gleich zum nächsten Punkt:
-Gefahr durch Löschwasser: Egal was für Wasser du nimmst, egal welches Strahlrohr, egal welchen Strahl, du kannst mit deinem Strahlrohr auf einen Meter rangehen, und auf 2 blanke Leitungen der Solaranlage unter Spannung Wasser geben. Es wird dir nichts passieren.
Wie gesagt, umsichtig Arbeiten, nicht unbedingt im Trümmerschatten und auf dem Dachboden des Hauses aufhalten wo die Solaranlage gerade Ärger macht, nichts machen was man sonst auch nicht tun würde, und dann ist so eine Solaranlage nicht gefährlicher als jeder andere Einsatz auch.
Danke für dieses aussagekräftige Posting, Meister.
Zitat Ein Haus kontrolliert abbrennen zu lassen, nur weil da ein paar Panels auf dem Dach liegen und ein paar Leitungen durchs Haus gehen, halte ich für absolut unsinnig.
War das Vorgehen der Feuerwehr bei dem hier im Thread geschilderten Fall aus Deiner Sicht also falsch?
Ich halte mich mit solchen Aussagen eigentlich zurück, denn bei uns sollte man nicht nach richtig und falsch wie nach schwarz und weiß sortieren.
Zitat weil eine Photovoltaikanlage auf dem Dach die Wehrmänner hätte gefährden können
"hätte, hätte, Herrentoilette" oder wie heißt das so schön. Wenn es danach geht, dürften wir gar nicht mehr ausrücken, denn gefährlich wird es doch bei so gut wie jedem Einsatz.
Ich denek es ist einfach so, dass hier eine "neue" Gefahr kommt, die bedrohlicher erscheint, als bekannte Gefahren. Daraus sollte man auch ableiten, dass bekannte Gefahren eben auch beachtet werden müssen und auch den Blick auf bekanntes zu schärfen.
Wie war das noch "Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste" oder
Ich finde die Art und Weise der Argumentationsführung jetzt wenig fachlich.
Wenn bei einem Dachstuhlbrand, wie üblich, z. B. die Dachhaut eröffnet werden soll, um an die darunter liegenden Brandnester zu gelangen, stellt eine PV- Anlage schon ein erhebliches MEHR- Risiko dar!
- keine sichere Standfläche - die Teile sind glatt - bei beschädigten Kabeln besteht Lichtbogen- und Stromschlaggefahr - Gefahr von Spannungsführung nasser, übers Dach geworfenen Sicherungsleinen - Gefahr für die DLK (Leiterpark aus Metall) - Wenn die Module abrutschen, ist die bewegte Masse deutlich höher, als bei einer einzelnen Dachpfanne - Gefahr von abtropfenden Metall - Unwissenheit der Kameraden
Das Argument "Einsätze sind immer gefährlich, also mal nicht rummemmen" kann und will ich so nicht stehen lassen. Jede Feuerwehr sollte bemüht sein, die Gafahren an der Einsatzstelle auf ein nicht zu umgehenden Maß zu reduzieren! Diesen Quatsch von wegen und "Dann besser nicht ausrücken, weil ist ja eh gefährlich" ist doch nonsinns. Es hat schon Gründe, warum sich Nomexjacken durchsetzen... Auch sie minimiren Gefahren, mehr nicht.
Und zu guter letzt haben wir Normen, die irgendeinen Sinn haben. Also Aussagen wie "Egal was für Wasser du nimmst, egal welches Strahlrohr, egal welchen Strahl, du kannst mit deinem Strahlrohr auf einen Meter rangehen" finde ich in einem fachlich orientierten Forum äußerst unangebracht. Aber vieleicht möchte Meister ja auch die Fw-DV´s revolutionieren. Tolle Sache, aber nicht in diesem Forum. Fachgremien anschreiben und diese von ihrem delitanten Vorgeschreibe überzeugen.... Ich warte dann auf die nächste Aufgabe.
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Ich denke, das ein neutrales diskutieren über neue Gefahren nicht schlecht ist. Wissen schadet nur dem, der keines hat.
In diesem Sinne: Immer locker bleiben.
---------------------------------------------------------------- Ehrgeiz ist die letzte Zuflucht der Versager. (Oscar Wilde)
Fakt ist: Es gab mindestens einen Fall in jüngster Zeit, bei dem Der Einsatzleiter entschieden hat, Gefahr zu groß - Objekt kontrolliert abbrennen lassen. Ich habe noch nirgend gelesen, dass ihm diese Entscheidung irgendwer als Fehler vorgeworfen hat oder er gar formell beschuldigt wird wegen unterlassener Hilfeleistung oder etwas in der Art.
Fakt ist auch, dass immer mehr Gebäude flächendeckend mit einer Solaranlage oder Photovoltaikanlage bedeckt sind.
Fakt ist auch, dass ganz offensichtlich die deutliche Mehrheit der Einsatzkräfte keine Ahnung von solchen Anlagen hat und nur wenig Ahnung von möglichen Gefahren bei einem Gebäudebrand mit solchen Anlagen hat.
Wie kommen wir mit diesem Thema nun etwas an, dass es allen etwas bringt?
Mir ging es vorrangig um die elektrotechnische Seite, die mechanischen Gefahren die von den Modulen ausgehen habe ich außenvor gelassen.
Zitat - bei beschädigten Kabeln besteht Lichtbogen- und Stromschlaggefahr
Aber das ist bei allen Kabeln und Leitungen so, nicht nur bei Solaranlagen. Fakt ist trotzdem, dass die Gefahr bei Solaranlagen um einiges geringer ist.
Zitat - Gefahr von Spannungsführung nasser, übers Dach geworfenen Sicherungsleinen
Auch diese Gefahr geht aus physikalischen und logischen Gründen gegen 0. Du hast bei einer Solaranlage an keiner Stelle vor dem Wechselrichter ein Potential gegen Erde. Sollte der absolut unwahrscheinliche Fall eintreffen, und der eine Pol eines Moduls auf Erdpotential liegen, und du zufällig mit deiner nassen Leine an den anderen Pol kommen, so tun der Erdungswiederstand, Standortwiderstand, Körperwiderstand und der Widerstand der nassen Leine ihren Teil, und das Potential welches du überbrückst ist ein Witz.
Zitat - Gefahr für die DLK (Leiterpark aus Metall)
Hier genau so. Es gibt kein Potential gegen Erde. Sollte auch hier wieder der Fall eintreffen dass..., dann ist deine maximale Berührungsspannung etwa 1000 Volt, bei den Übergangswiderständen die du mit deiner Drehleiter hast, ist der Strom der hier fließt ebenfalls nicht der Rede wert. Übrigens würde ich mir für den Fall ganz andere Gedanken machen, denn wenn man schon von Objektberührung mit der Drehleiter rechnet, läuft wohl bei der Maschinistenausbildung irgendwas nicht richtig.
Gerade bei Gleichstrom den Lichtbogen als ungefährlich darzustellen, ...mutige Aussage.
Auch der Vergleich mit den üblichen elektrischen Gefahren ist so nicht nachvollziehbar. In den Versorgungsleitung/Hausinstallation sind zahlreiche Schutzvorkehrungen getroffen, welche das Risiko einer Körperdurchströhmung deutlich minimieren. Zum Beispiel die Überstrom- oder Fehlerstromschutzeinrichtung.
Und wenn diese Schutzeinrichtungen nicht auslösen, so besteht immernoch die Möglichkeit Anlagen/Anlagenteile gezielt stromlos zu schalten.
Ebenso wundere ich mich über die Aussage dass wegen fehlendem Erdpotential eine Gefahr gegen Null gehen würde. Wenn eine unter Spannung stehende Leitung durch Hitzeeinwirkung ihren isolierenden Aussenmantel verliert, dann tut sie das mit Sicherheit nicht nur an einer Ader (Plus oder Minus) sondern mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit an Beiden. Und somit wäre dann das vollständige Potential vorhanden. _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _
Grundsätzlich würde ich die PV-Anlagen auf unseren Dächern jedoch nicht als so große Gefahr ansehen, dass ein Löschangriff unmöglich ist und man sich auf den kontrollierten Abbrand beschränken muss. Die Entscheidung aus der Nähe von Leer kann ich also nicht nachvollziehen.
Dennoch muss man mit erhöhter Vorsicht vorgehen.
Und, wichtig und hilfreich, Einsatzkräfte auf den Fall vorbereiten. Wir z. B. haben es gestern gerade im Dienst als Thema bearbeitet.
Gruß Mini
...eine Spur hinterlasse ich, auf diesem Planeten.
Zitat von firefraggleMoin, ich empfehle an dieser Stelle das neue Feuerwehrmagazin März 2010.Dort findet man einiges über dieses Thema. Gruß firefraggle .
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