Ich will gar nicht über den Anschlag von Berlin im Detail diskutieren. Das wird an unzähligen anderen Stellen schon gemacht.
An dieser Stelle möchte ich mal einen Denkanstoß an alle Einsatzkräfte in ganz Deutschland geben:
Bei Attentaten, wie jenem in Berlin, ist davon auszugehen, dass die Täter aus Ländern stammen, in denen Anschläge an der Tagesordnung sind. Nicht selten beobachtet man dort einen sogenannten "second strike" - auch Zweitschlag genannt.
Dabei verüben die Täter zunächst einen Anschlag. Sobald jede Menge Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst eingetroffen ist, verüben sie einen zweiten Anschlag an selber Stelle, zum Beispiel durch das Zünden einer Bombe. Ihr grausames Ziel ist dabei, möglichst viele zu töten oder verletzen, die dem Staat dienen.
Als ich ganz frisch und live die Bilder von Berlin im Fernsehen sah, dachte ich sofort an die Gefahr eines second strike. Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst hielten sich rund um den LKW auf. Es schien als ob niemand diese Gefahr im Sinn hatte. Naja, ein paar Minuten zuvor hate auch niemand die eingetroffene Gefahr im Sinn... Was wäre, wenn der Attentäter im LKW eine Bombe platziert hätte und aus sicherer Entfernung oder per Zeitzünder diese 10 Minuten nach der Tat gezündet hätte? Mehrere hundert Einsatzkräfte hielten sich dann dort auf.
Solltet Ihr irgendwann einmal mit einem Anschlag konfrontiert werden, denkt bitte daran, dass auch hier zu allererst die Eigensicherung vorgeht.
Es gibt leider kein Patentrezept, wie man sich bei sowas verhalten sollte. Und meist wird es relativ lange dauern bis Spürhunde vor Ort sind und "frei" melden. Soll man so lange die Patienten liegen lassen? Wohl kaum. Aber zumindest sollte man Rettungsmittelhalteplätze und Behandlungsplätze in einiger Entfernung aufbauen.
So trivial das klingen mag sind es zunächst die erforderlichen Massnahmen der Eigensicherung die gleichen wie bei anderen Einsätzen.
Vollständige PSA Nicht arbeitende Kräfte beobachten. Wesentlich ist, dass nur die Kräfte im Gefahrenbereich sind, die gebraucht werden.
Darüber hinaus deutlich erkunden wo wir (noch) helfen können. Verletzte wenn irgend möglich aus dem Gefahrenbereich retten Bei Löacharbeiten Wurfweite ausnutzen.
Ansonsten wie die drei A im Strahlenschutzeinsatz: Abstand halten Abschirmung nutzen (Deckung hinter Hausecken, Mauern oder Fahrzeugen) Aufenthaltsdauer verringern
________________________________________________ Es wäre schön, wenn die Menschen sich so benehmen würden, als seien wir alle aufeinander angewiesen.
Danke Torsten. Hat jemand eine Ausbildungsunterlage entsprechend "Handlungsempfehlungen für Rettungsdiensteinsätze bei besonderen Einsatzlagen/Terrorlagen" vorliegen?
Habe unter ähnlichen Suchbegriffen einige PDFs gefunden, die leider wenig ausführlich sind, ich aber euch nicht vorenthalten möchte!
ich war letzte Woche an der NABK Loy. Auch dort wurde das Thema Verhalten bei Terroreinsätzen angesprochen.
Es gibt seit kurzem im Nds. Ministerialblatt (Nds. MBl. Nr. 10/2017 vom 15.03.2017, S. 253-292) eine Bekanntmachung des Landesausschusses Rettungsdienst zur (Rettungsdienstlichen) Bewältigung von Amok- bzw. Terrorlagen.
In dem Blatt werden beispielsweise die Punkte Alarmierung, Bereitstellungsräume, Einsatzgrundsätze sowie Patientenversorgung angesprochen.
Dieses Blatt ist natürlich auch für die Feuerwehr interessant, da beispielsweise bei solchen Lagen der Gefahrenbereich, anders als bei beispielsweise Gefahrguteinsätzen, durch die Polizei festzulegen ist.
Das Thema Feuerwehreinsatz in Polizeilagen beschäftigte wie unten beschrieben die AGBF - ergänzend zu den Merkblättern ist jetzt in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Brandschutz mehrere gute udn gehaltvolle Artikel zum Thema erschienen.
Die Zusammenarbeit bei größeren Einsatzlagen Zoller, Gustav
Vorbereitung auf Terroranschläge: Anpassung von Taktik und Technik Millner, Jess
Feuerwehreinsatz bei Polizeilagen Feyrer, Johannes Gessmann, Bernd
Amok, Terror - Einsatzvorbereitung für Rettungsdienst und Feuerwehr Lange, Claus
Darüber hinaus interessante Artikel:
Seelenbrand?! Geuenich, Katja
Bremen: dreistündige patientengerechte Rettung nach Lkw-Unfall
________________________________________________ Es wäre schön, wenn die Menschen sich so benehmen würden, als seien wir alle aufeinander angewiesen.