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Blaulicht-Cuxhaven.de
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Dieses Thema hat 1 Antworten
und wurde 687 mal aufgerufen
 Quasselecke
Blaulicht Offline

Administrator

Beiträge: -990157

22.03.2012 08:17
Immer und immer wieder - UVV Antworten

Eine langweilige Überschrift aber ein sehr heikles und wichtiges Thema. Leider täglich aufs neue aktuell.

Unfallverhütung.

Das Wort Vorschrift habe ich bewusst mal weggelassen. Denn es geht nicht um Bürokratie die eingehalten werden muss. Es geht um den Schutz der Gesundheit von Einsatzkräften.

Jeden Tag gibt es bei uns im Landkreis Einsätze. Jeden Tag berichten Medien - meist Zeitungen - über diese Einsätze. Und fast jeden Tag sieht man in der Zeitung ein Foto bei dem man sich verwundert die Augen reibt und meint, das Foto kann als abschreckendes Beispiel beim nächsten Ausbildungsdienst dienen.

Woran aber liegt es, dass ständig das Risiko eines Unfalls in Kauf genmmen wird?

Meine Gedanken dazu:

- Es kann und darf nicht erwartet werden, dass jedes Feuerwehrmitglied in der Lage und gewillt ist, Unfallgefahren zu erkennen.

- Gruppenzwang spielt eine Rolle. Jemand signalisiert die Botschaft "es gibt keine Gefahr", "das ist Spielkram", "übertriebene Angst", "sei keine Lusche", "sowas geht immer gut", "an die Vorschriften halten bedeutet Zeit und übertriebenen Mehraufwand oder sogar Kosten", "an die Vorschriften halten bedeutet, diesen Einsatz können wir nicht abarbeiten", ...

- Von einem Einsatzleiter mit Mindestqualifikation Gruppenführer darf man meines Erachtens durchaus erwarten, dass er (m/w) sich über die genannten Argumente und Sichtweisen hinwegsetzt und eine Entscheidung trifft, die ggf. nicht die mehrheitliche Meinung der Einsatzkräfte darstellt. Wenn es nämlich schiefgeht, ist auch er der Dumme. Ist er das eigentlich wirklich? Mir ist kein Fall bekanntbei dem nach einem Unfall auch der verantwortliche Einsatzleiter tatsächlich in die Verantwortung genommen wurde. Bei der FF gibt es hier einen Zwiespalt. Einerseits müsste man m.E. hier dem Einsatzleiter mehr Verantwortung zuweisen. Andererseits ist es ein Ehrenamt und wer will schon freiwillig und ohne Bezahlung tatsächlich "mit einem Bein im Knast stehen" wie es in der Theorie immer so schön heißt, praktisch aber nicht so ist.

Wo müssen wir ansetzen, wie können wir die Denkweise ändern?
Meist sind es Situationen, die eine Unfallgefahr darstellen, die belangloserscheinen. Situationen in denen man mit eigenen einfachen Mitteln ein Ziel selber erreichen will.

Man denke an den über der Straße hängenden Ast, den man nur schwer erreichen kann, an das zu öffnende Dach des brennenden Hauses, bei dem man über die Dachlatten balanzieren muss, das Strahlrohr, dass man locker mit einer Hand hält oder es sich gar einfach zwischen die Beine klemmt oder einfach nur an den blutenden Verletzten, den man mit blanken Händen anfasst...

WARUM???

Jeder guckt sich einmal im Jahr Filme an bei denen genau solche Unfälle gezeigt werden. Meist herrscht dann großes Gelächter weil sich die Unfallentstehung als witzig darstellt. Sprüche fallen wie "...so ein Idiot - das weiß doch jeder dass das gefährlich ist..." - ein paar Tage später heult die Sirene und der Melder piept und der Lachende Feuerwehrmann wird selber zu solchem Idioten.

Kostet es Euch soviel Überwindung zu sagen "das können wir nicht"?
Ist es so schwer, die Nachbarwehr mit einer weiteren Leiter oder gar die entfernt gelegene Drehleiter anzufordern?
Ist es so schwer, auch noch die achte oder neunte Wehr anzufordern anstatt die eigenen Leute zum dritten mal binnen zwei Stunden unter PA ins Gebäude zu schicken?
Ist es so schwer, der Polizei zu sagen, "sperrt die Straße und holt eine Fachfirma - wir kriegen den Ast nicht weg"?

Klar kann es gutgehen. Meist geht es ja auch gut. Was aber wenn der FW-Angehörige vom Dach des FW-Fahrzeugs fällt während er versucht, von dort aus enie Leine an den Ast zu binden? Was aber wenn die Leine reisst und jemanden verletzt? Was aber wenn der Ast plötzlich den Einsatzkräften auf den Kopf fällt? Was, wenn der auf den Dachlatten balanzierende FW-Man vom Hausdach fällt? Was aber, wenn der blutende Patient HIV hat?

Was ist wenn was passiert und bleibende Folgen entstehen?

Kreuze doch einfach mal das für Dich passende an:

[ ] ich möchte zum Krüppel werden
[ ] ich möchte Aids haben
[ ] mir egal wenn meinen Kameraden sowas passiert

[ ] ich möchte, dass alle gesund bleiben. Deshalb sage ich auch mal nein und / oder greife auf erforderliche Mittel zu - auch wenn diese etwas kosten. Auch wenn meine Kameraden mich dafür belächeln mögen.


Sorry für diesen etwas provokativen Beitrag. Ich möchte damit niemanden persönlich angreifen - weder einzelne Personen noch einzelne Feuerwehren.
Ich möchte nur eins: Alle sollen immer gesund aus dem Einsatz zurückkommen.

Deshalb mein Appell:

Wacht endlich auf!

Blaulicht

Sicherheitsbeauftragter.org

eelser Offline

Pressewart FW SG Hemmoor (real)




Beiträge: 1.838

22.03.2012 22:39
#2 RE: Immer und immer wieder - UVV Antworten

Ich habe mit mir gerungen diesen Beitrag zu schreiben, zum einen weil das Thema ohnehin den meisten zu den Ohren heraushängt und zum anderen weil ich zugeben muss, dass ich selbst viele Fehler machen würde. Über den Beitrag von Blaulicht kam ich dann aber doch ans Grübeln. Kurzum: warum passiert es immer wieder, dass man kleine oder größere Sicherheitssünden begeht und vor allem was kann man dagegen unternehmen?
Ich denke der Grund ist leichter zu finden als der Ausweg. Ich vermute, das Feuerwehrleute aus guten Grunde auf den Schadensfall fixiert sind und einfach nur die Frage stellen, was kann ich/können wir jetzt machen? Meist sieht man ja was los ist und die ganze „Erkunderei“ scheint überflüssig zu sein.
Doch selbst wenn das so ist, passiert dabei viel mehr: man ignoriert den Führungsvorgang. Es wird nicht mehr genau hinterfragt, was die Gefahren sind und wie man diesen zu begegnen hat.
Ich selbst habe schon nach dem Motto „das machen wir mal eben so“ gehandelt. Es ist nicht passiert und alles ging gut. Das führt natürlich dazu, dass man lernt: „Es geht schon so ich hab das im Griff.“ Beim nächsten Mal ist man etwas forscher und selbstsicherer.
Würde man jeweils den Führungsvorgang abarbeiten (das dauert nicht so lange wie die Diskussion mit den Kameraden und außerdem wird man mit der Zeit schneller ;)) käme manches Husarenstück überhaupt nicht zustande.

Ist es vertretbar auf ausgebrannten Dachstühlen herumzuturnen, wenn bei den „Restlöscharbeiten“ keine konkreten Gefahren mehr vorhanden sind?

-> Nein, hier könnte z.B. eine Drehleiter nachgefordert werden, die mit dem Wenderohr mit deutlich geringeren Gefahren für die Einsatzkräfte „Feuer aus“ macht.

A A A A C E E E E // Dachturnen = A und E für Einsatzkräfte

Weshalb fährt man mit Licht und Soundeffekten zu einem umgestürzten Baum. Weshalb bleibt die Schnittschutzkleidung dann in der Kiste?

Ich denke anklagen bringt es nicht. Es ist besser nachzudenken und eine Kultur des überlegten Handelns mit minimaler Gefährdung zu entwickeln. Vergleichbar wie bei der Löschtaktik wenn nicht nur die Brandbekämpfung sondern auch das Thema Rauch und Wasserschaden auf dem Plan sind.

Zur Ausbildung: Übungen als Führerweiterbildung könnten so angelegt sein, das es neben offensichtliche Gefahr (wie bekomme ich die „Kuh vom Eis“) erarbeitet wird, ob überhaupt ein Handeln durch die Feuerwehr angemessen ist. Der Eifer mit dem immer wieder drauflos gerettet wird lässt sich mE so erklären: Wir alle wollen das erlernte anbringen und zeigen was wir können.

Nicht Feuerwehr aber sehr lehrreich.

LKW umgestürzt. Wichtige Verkehrsbverbindung zur Hauptverkehrszeit gesperrt.

„Tüdeldüüüdüt .. Einsatz für Feuerwehr Oppendörpe, Technischen Hilfeleistung LKW auf Straße.“

Als ersteintreffender Gruppenführer seid ihr EL an der ESt. Vor Ort erkennt ihr sofort, dass mit dem Material aus dem TSF nix zu reißen ist. Der OrtsBM kommt nach aber das dauert sicher noch 20 Minuten auch wegen des Rückstaus in beiden Fahrtrichtungen. Die Autos hupen schon.
Nebenan ist ein Lohnbetrieb der große Radlader hat und ihr kennt den Chef persönlich. Schnell ist der angerufen und der Radlader richtet den LKW wieder auf. Haltet das Video bei 0:22 mal an und denkt.. Alles noch in Ordnung?

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Es wäre schön, wenn die Menschen sich so benehmen würden, als seien wir alle aufeinander angewiesen.

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