Es gibt nicht viele Videos, die einen erfolgreichen Einsatz "von so nahe dran" zeigen.
Es gibt noch weniger Videos, die einen erfolgreichen Einsatz dann noch aus mehreren Perspektiven zeigen. Eine herausragende Ausnahme und ein Lehrbeispiel ist das Videoanalyse des obigen Einsatzes
Zitat "Bei diesem Wohnungsbrand am 8. Februar 2016 gab es eine nahezu lückenlose Dokumentation: Kameraden des ersten und zweiten eingesetzten Atemschutztrupps trugen Kameras auf ihren Helmen. Ein engagierter Fotograf war zufälligerweise in der Nähe: Manfred Wimmer dokumentiert unsere Arbeit schon seit vielen Jahren, hier gelangen ihm Videoaufnahmen aus der Anfangsphase des Einsatzes."
Sehr schön zu sehen das nahezu perfekte Zusammenspiel mehrerer Trupps von verschiedenen Seiten des Gebäudes im Innen- wie im Außenangriff.
Zitat Fazit: Nach wenigen Minuten ist der Brand eingedämmt und die Wohnung durchsucht. Die einzelnen Einsatzkräfte treffen ihre Entscheidungen in Sekunden, ohne über alle Fakten Bescheid zu wissen. Die "Bereichsleiter" (Einsatzabschnittsleiter) koordinieren die Einsatzkräfte, die Trupps geben Statusrückmeldungen und erlauben eine genaue Steuerung der Lage. Zusätzlich (das ist nicht auf dem Video zu sehen) passieren noch viele andere Dinge: die parallele Durchsuchung der restlichen Wohnungen im Haus, Absperrung von Strom und Gas, Sperre der Straße, Befragung von Nachbarn (fehlt ein Bewohner?), Ressourcenplanung (wird Verstärkung benötigt?), Begutachtung der Fassade (verflixter Wärmeschutz!), etc.
Eine solche Vorgehensweise zu üben und wieder und wieder zu üben kann einzig und allein unser Ausbildungsziel sein - wenn wir es nicht tun, ist der Einsatzerfolg zumindest fraglich. Fangen wir an :).
________________________________________________ Es wäre schön, wenn die Menschen sich so benehmen würden, als seien wir alle aufeinander angewiesen.
Hinterher über Einsätze zu reden, wohlmöglich glauben "den besseren Weg" zu kennen ist wie wir alle wissen ziemlich sinnlos. Dennoch gibt es bei dem Video ein paar Dinge die mir aufgefallen sind. Ich habe Kontakt zu einer Führungskraft die an diesem Einsatz beteiligt gewesen ist und das hilft zu verstehen. Gleich als ich das Video mit den vier Einstellungen zum ersten Mal gesehen hatte, bekam ich ein blödes Gefühl in der Magengegend, weil Innen- und Außenangriff parallel laufen. Das widerspricht dem, was mir richtig erscheint. und dann der Angriff gegen die Balkontür trotz der Trupps innen eingesetzt sind. Zu groß ist meiner Meinung nach die Gefährdung der im Inneren eingesetzten Kameraden. Beim zweiten und dritten Ansehen erschien mir das ganze weniger als gezielter Außenangriff gegen das Feuer begonnen worden zu sein. Und richtig: der Außenangriff auf der Seite des Balkons wurde begonnen als die Flammen drohten das WDV der Fassade in Brand zu setzen. Man erkennt, dass der Angriff aus zuerst gegen den bereich über den Fenstern geführt wird. Schon zu Beginn ist der massive, schnelle Rauch zu sehen. Kurz nach dem Eindringen in die Wohnung sucht der Trupp noch den Brandherd, während die Lage sich draußen schon zuspitzt. Bei 0:55 schlagen Flammen aus den Oberlichtern - die Fassade ist gefährdet (man sieht wie die Flammen sich außen weiterfressen), Erst bei 1:20 scheint der Brandherd gefunden. Zwanzig Sekunden später beginnt de Außenangriff. Beinahe augenblicklich (etwa nach 5 Sekunden) erkennt man durch die Veränderung der Rauchfarbe, dass der Außenangriff nicht nur die Fassade ablöscht sondern auch den Brand eindämmt - es ist weißer Wasserdampf zu sehen. Der Trupp in Inneren verliert die Sicht (!) durch den Wasserdampf kurzzeitig (ca 10-15 Sekunden lang). Das Wasser halt außen schafft wieder Sicht - die Wasserdampf und Rauchgase zeihen ab. Das ganze wiederholt sich kurz und gegen 2:00 scheint der brand gelöscht. Nun gilt es die Wohnung rauchfrei zu bekommen. Dazu sollen Fenster am Balkon geöffnet werden. Zunächst werden noch einmal die Rauchgase im inneren durch den Trupp von außen gekühlt da noch große Wärme vorhanden ist (Rauchfarbe und -geschwindigkeit), um ein Wiederentzünden zu verhindern. später (bei 3:40) beginnt der vom Balkon aus eingedrungen Trupp mit der hydraulischen Ventilation. Eine Minute später kommt ein Lüfter zum Einsatz der nach rund 30 Sekunden deutlichen Effekt zeigt.
- Die WBK gehört unbedingt in die Hand des AT - Wasserdampf nimmt oft die Sicht. - Wasserabgabe so viel wie nötig so wenig wie möglich. - Rauchfarbe beobachten und beurteilen können. - der mobile Rauchverschluß ist kein neumodisches Spielzeug (Bei der (Brand)Intensität und mehr Luft durch den Angriffsweg wäre die Situation für den AT ohne die Kontrolle der Türöffnung sicher blöd gelaufen..) - immer vollständig erkunden (360°) und auch Seiten/Rückseiten besetzen wo möglich. - eine zweite Angriffsleitung sollte immer bereit stehen (nicht zuletzt für den SiTr)
Der Einsatzverlauf zeigt ein eigene Dynamik auf die hier mit Erfolg reagiert wurde. Der Wasserdampf im inneren belastet den AT (vollständige PSA !) zieht aber aufgrund der Thermik durch die Oberlichter gut ab.
________________________________________________ Es wäre schön, wenn die Menschen sich so benehmen würden, als seien wir alle aufeinander angewiesen.