da trittst du ein ziemlich dickes Ding los.. Ja, ich halte es auch für bedenklich aber weniger dass es so passiert, als die Tatsache, dass es immer mehr um sich greift, weil die Mittel der öffentlichen Hand hinten und vorne nicht mehr ausreichen. Mir sind selbst einige Beispiele bekannt bei denen Wehren Fahrzeuge oder Ausrüstung selbst beschafft haben. Dabei ist hier viel Spielraum.
Das geht beim eigenen Notizblock/Schreibzeug in der Tasche, der eigenen Taschenlampe oder bei den bequemeren Stiefeln los und weiter über Flammschutzhauben - zumindest solange die Ausstattung der FwA noch nicht überall abgeschlossen ist - und Rettungsschlingen bis hin zu kompletten Fahrzeugen oder sehr umfangreicher Eigenleistung bei der Realisierung der Feuerwehrhäuser oder größerer Ausbildungsgeräte. Sicher ein Thema sind Großspender, die ihrer Feuerwehr etwas Gutes tun wollen aber auch Fördervereine, die eine Teil der Ausrüstung oder der Bekleidung finanzieren.
Wenn der Träger des Brandschutzes eine Anschaffung nicht für notwendig erachtet (wie z.B. das im Artikel genannte TLF) dann ist gibt es nur die Möglichkeiten
1 damit zu leben, 2 das Amt niederzulegen 3 immer wieder zu fordern und so lange 1) zu machen 4 es sich selbst zu beschaffen.
In Zeiten in denen die Feuerwehr als Hobby gesehen und teilweise auch aus den Kreisen der Feuerwehr kommuniziert wird, wundert mich nichts mehr viel. Die Meinung einiger Zeitgenossen ist tatsächlich, dass der Bürger den Feuerwehrleute "ihr Hobby" finanziert. Ich selbst habe mir schon anhören müssen, als ich erzählte, ich würde mich um T-Shirts für die JF kümmern und niemanden finden, der welche sponsert: "Ihr habt doch jetzt ein neues Fahrzeug (LF 10/6) bekommen."
Wenn man die einzigartige Geschichte der freiwilligen Feuerwehren in Deutschland betrachtet, waren es fast immer die Feuerwehrleute selbst, die sich um das Aufstellen einer Mannschaft und das Gründen einer Feuerwehr kümmerten. Das wurde wegen der Kosten schon vor vielen, vielen Jahren in der Administration nicht überall gern gesehen. Schnell war man aber bei der Hand als es darum ging den Hausbesitzern Vorschriften zu machen, welche Löschgeräte (Eimer und Einreißhaken bspw,) sie vorzuhalten haben. Damals wie heute ist meiner Meinung nach Feuerwehr Sache der Betroffenen (konkret aller Bürger eines Dorfes/Gemeinde/Stadt) eine Angelegenheit der Gemeinschaft. Durch das Abgeben des eigenen Engagements (bspw. Hand- und Spanndienste ;) ) und das Zahlen eines Beitrags in die Gemeinschaftskasse (Steuern) ist dieser Gedanke in weite Ferne gerückt. Damals wie heute ist die Feuerwehr in den Köpfen vieler Verwaltungen leider nur eine verpflichtende Kostenstelle, sicher eine die mit wohltuenden Worten bedacht wird.
Ich selbst bewege mich zwischen 1, 3 und 4 hin und her.
Es geht doch hier weiter:
Zitat von Eine kleine Umfrage im Hörsaal bei dem Gruppenführerlehrgang Teil 2 39 Lehrgangsteilnehmer aber ich weiß nicht ob alle geantwortet haben. Regelung für den Lehrgang:
- Ich habe unbezahlten Urlaub bekommen 3 - Ich habe meinen Urlaub eingesetzt 14 - Meine Firma hat mich freigestellt 5 - Die Gemeinde bezahlt der Firma den Verdienstausfall komplett 13 - Die Gemeinde bezahlt der Firma den Verdienstausfall zum Teil 1 - Ich bekomme 100-200 Euro /Woche 4 - Ich bekomme 200-400 Euro / Woche 3 - Ich bekomme 400-600 Euro / Woche 3 - Als Selbständiger erhalte ich den nachgewiesenen Verdienstausfall 1 mit einem Höchstsatz von 24 Euro /Stunde erstattet.
________________________________________________ Es wäre schön, wenn die Menschen sich so benehmen würden, als seien wir alle aufeinander angewiesen.
Ich finde man muss unterscheiden in zwei Bereiche. Bei vielen Feuerwehrleuten ist doch die freiwillige Verpflichtung ein Hobby. Wenn dieses Hobby im richtigen Blickwinkel verstanden und ausgeübt wird und nicht erst nach dem Kegelklub und dem Schützenverein kommt, ist das auch gut so.
Die Träger der Feuerwehren sind verpflichtet, die Feuerwehren zu unterhalten und mit vorschriftsmäßiger Ausrüstung und Gerät zu versorgen. Wenn festgestellt wurde, was eine Wehr an welchem Ort zur Verfügung haben muss, um die Aufgabe zu bewältigen, dann muss dieses auch umgesetzt werden. Leider ist das bei weitem nicht immer der Fall.
Meiner Meinung nach ist dieses Problem aber zumindest teilweise hausgemacht. Mal ganz klar gesprochen, liegt es auch an den Führungskräften der Feuerwehr, dass teilweise zuwenig oder zu schlechte Ausrüstung vorhanden ist. Vom Gruppenführer bis zum Gemeindebrandmeister hat kaum einer den Mumm gegen sparende Politik vorzugehen und ggf. Konsequenzen zu ziehen.
Meist wird jährlich abgefragt, was benötigt wird. Diese Planung geht dann in den Haushalt der Gemeinde ein. Da die Wehrführer genau wissen, dass die Kassen knapp sind, fordern sie eh schon nur das Nötigste und verteilen Bedarfe von sich aus schon oft auf mehrere Jahre. Wohlwissend, dass logischerweise im nächsten Jahr neuer Bedarf entsteht, der dann wieder verteilt oder verschoben werden muss. Die Anforderung geht an den GBM, der das prüft und nochmal was kürzt, damit er bei der Politik besser dasteht. Dann kommt die Politik (Feuerschutzausschuss, Haushaltsentwurf,...) und versucht die Liste nochmals zusammenzustreichen oder Zeit zu gewinnen.
Wenn eine Wehr alles bekommen hat, was sie eigentlich braucht kann man darüber nachdenken, was schön wärezu haben. Wenn dafür kein Geld da ist, muss das dann eben privat beschafft werden. Aber welche Wehr hat denn alles was sie braucht? (Eine Wehr im 150-Seelen-Dorf mit 0,5 Einsätzen im Jahr braucht sicher keine 30 Funkmeldeempfänger. Da tut es auch eine Sirene. Aber ein normmäßig ausgerüstetes einsatzbereites und verkehrssicheres Fahrzeug sowie moderne PSA braucht eben auch solche Wehr.
Aus meiner Sicht muss ein Ortsbrandmeister seine Wehr führen wie ein mittelständischer Unternehmer. Er muss analysieren was heute Stand der Dinge ist im Bezug auf Personal und Gerät. Auch muss er wissen, wo soll die Wehr in 5 Jahren stehen? Welche Veränderungen bezüglich Anforderungen, Ausrüstung, Personal usw. sind zu erwarten? Was muss ich heute tun, um das Ziel zu erreichen? Was muss ich in zwei Monaten, einem Jahr, zwei Jahren usw. tun? Welche Gelder sind zu welcher Zeit erforderlich, um das Ziel zu erreichen? Welche Aktivitäten sind wann erforderlich?
An dieser Stelle hapert es meiner Meinung nach bereits in vielen Wehren. Dieses Denken fehlt vielen. Irgendwann ist das LF nicht mehr einsatzbereit und alles sagen "das haben wir schon lange gesagt". Dann wundert man sich, dass es Monate dauert bis Gelder bewilligt sind und dann nochmal Monate von der Bestellung bis zur Auslieferung eines neuen Fahrzeugs.
Da werden Autos privat beschafft die "nice to have" sind aber niemand macht sich rechtzeitig Gedanken über eine Folgebeschaffung. Wenn ich als OrtsBM ein Fahrzeug privat beschaffe und der Gemeinde übereigne, um es als Einsatzfahrzeug zu nutzen, wenn ich weiß, dass dafür sehr schwer Spendengelder zusammenzukriegen waren, dann fange ich doch sofort nach Indienststellung an, langsam Rücklagen zu bilden um dieses Fahrzeug irgendwann ersetzen zu können. In der Praxis aber wird abgewartet bis nichts mehr geht und dann gestöhnt.
Wenn ein OrtsBM sowas aber schon nicht gebacken bekommt, wer sol ldann von ihm erwarten, dass er der Gemeinde ein Ultimatum stellt bis wann die Wehr vernünftig die erforderliche Ausstattung erhalten muss? Solch Ultimatum mit der Konsequenz der Außerdienststellung der Wehr oder ähnlichem traut sich aber keiner. Und weil sich keiner traut, macht die Gemeinde so weiter und investiert irgendwo in Denkmäler anstatt in die Feuerwehr.
Außerdienststellung war nun etwas weit hergeholt aber kleinere Dinge die einen konkreten Bezug haben tun es auch:
- hat ein Feuerwehrfahrzeug keine Winterreifen rückt es bei entsprechender Witterung nicht aus. - hat ein FW-Mitglied keine vollständige PSA, rückt es nicht aus - hat das Fahrzeug nicht die entsprechend erforderlichen Gerätschaften an Bord, rückt es nicht aus
Sowas ist schmerzlich, wenn einem die Feuerwehr Spaß macht und man dann mal zusehen muss wie die Nachbarwehr im eigenen Ort im Einsatz ist und man rückt nicht aus, weil man keine Winterreifen hat usw. aber nur so fällt irgendwem mal auf, dass Handeln erforderlich ist. Natürlich muss man für entsprechende Berichte selbst sorgen.
Vor ein paar Jahren hat eine Feuerwehr in Schleswig-Holstein hart durchgegriffen und im wahrsten Sinne des Wortes laut darauf aufmerksam gemacht, dass es an der Ausrüstung hapert. Die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Bad Segeberg, mit sehr vielen Einsätzen, hat die Funkmeldeempfänger abgegeben. Als mehrmals am Tag die Sirenen heulten und die Zeitung täglich berichtete, gab es binner kürzester Zeit einen so hohen Druck auf die Politik, dass alle Forderungen erfüllt wurden.
Wenn man sich gut überlegt, was man tut kann man etwas erreichen.
Warum muss man als Ortsbrandmeister vor der Politik oder vor dem GBM einknicken wenn man etwas fordert (was tatsächlich vorgeschrieben ist) und nicht erhält? Warum kann man nicht mal Druck ausüben? Hier ist auch Solidarität und Kooperation zwischen Nachbarwehren erforderlich - mal nicht im gemeinsamen Einsatz sondern im gemeinsamen Abmelden der Wehr.
Fragen: Wer übernimmt Steuern und Versicherung, auf wen ist das Fzg zugelassen? Wie wird das Fahrzeug bei Einsätzen denn abgerechnet, wo bleibt das Geld aus den Einsätzen?
Zitat von Meister im Beitrag #6Fragen: Wer übernimmt Steuern und Versicherung, auf wen ist das Fzg zugelassen? Wie wird das Fahrzeug bei Einsätzen denn abgerechnet, wo bleibt das Geld aus den Einsätzen?
Irgendwie passen diese Fragen nicht ganz zum eigentlichen Ansatz aber am Beispiel eines MZF in Hechthausen, an dessen privater Beschaffung ich seinerzeit maßgeblich beteiligt war kann ich Dir sagen, dass es sich um ein "nice to have"-Fahrzeug handelt, was nirgends gefordert ist, was man aber nicht mehr wegdenken möchte aus Ausbildungs-, JF- und Einsatzdienst. Das Fahrzeug wurde (in vorheriger Absprache mit dem Träger der Feuerwehr) komplett privat finanziert, geplant und beschafft. Als es einsatzbereit auf dem Hof stand wurde es dem Träger der Feuerwehr übereignet und ging in den regulären Fuhrpark der Samtgemeinde Hemmoor über. Es gab eine ungenutzte Box im Feuerwehrhaus und seitens des Trägers die Bereitschaft der Unterhaltung dieses Fahrzeugs. Lediglich ein Anspruch auf Ersatzbeschaffung wurde ausgeschlossen. Siehe auch Zusätzliches Fzg. für die FF Hechthausen
Würde ein privat beschafftes Einsatzfahrzeug nicht in den regulärenbestand Bestand übergehen könnte ich mir durchaus Probleme vorstellen bei der Zulassung von BOS-Funk, Sondersignalanlage usw.
Daher rate ich jedem, der vorhat irgendetwas privat für die Feuerwehr zu beschaffen, vorher abzuklären, ob das Geschenk auch wirklich von allen Beteiligten und Verantwortlichen gewünscht ist.
Übrigens: Eigenbeschaffungen bzw. Privatfinanzierungen gibt es ja nicht nur bei der Feuerwehr.
Fast jede Schule hat heutzutage einen Förderverein und tatkräftig engagierte Eltern. Ohne diese gäbe es auch eine Schule und auch Lehrer und auch Unterricht.
Vieles aber was die Schule angenehmer, das Lernen leichter und den Unterricht interessanter macht, gäbe es ohne privates Engagement und Eigenbeschaffungen nicht.
[Ironie an] Hat jemand mal eben Feuer? Damit ließe sich sogar das Personalproblem und das Problem der geringen Tagesausrückstärke komfortabel lösen.. Wenn weiß wann es wo losgeht. Das hätte sogar einen sponsor-fähigen Happening-Charakter [Ironie aus]
Die Geschichte mit den Fördervereinen und dem finanziellen unterstützen der örtlichen Institutionen - insbesondere Schulen - hat im Ausland recht viel Tradition. Die Mittelkürzungen sind angesagt, die Folgen aber unabsehbar - das selbst finanzieren benötigter Ausrüstung nur ein offensichtlicher Effekt die Folgen können weitaus gravierender sein, wie dieser irische Artikel zeigt. Damit ist das selbst kaufen der Ausrüstung schon so etwas wie "Retten UND Selbstretten"....